Start-Tilos Die Johanniter
Drucken E-Mail

 Kastra der Johanniter

 

Kastros der Johanniter 

 

PANORAMA - Standorte - 

 Es ist zwar nicht erwiesen, ob in Gefahrensituationen alle Kastra gleichzeitig in Betrieb waren, aber grundsätzlich hatten alle sieben Kastra Sichtkontakt miteinander. Auf Grund der gebirgigen Struktur der Insel allerdings nicht jedes Kastro mit jedem. Vermutlich bestand die Kommunikation aus  Feuerzeichen.

Anmerkung: "Haus der Italiener" ist eine Kommunikations- und Überwachungstation der Italiener im 2. Weltkrieg. Signalübertragung mit Spiegeln war bis Astipalea (Augenzeuge Hippokratis Logothetis aus Megalo Chorio) möglich. Zur besseren Orientierung ist diese Markierung aufgeführt. Ein Wanderweg zu diesem Aussichtspunkt ist angelegt. 
"Merobigli"  (Tagwacht) ist ein nicht permanent besetzter Wachtposten (vermutlich unbefestigt) der Johanniter.
Anm.: Falls die Panoramen nicht ausgeführt werden, bitte die aktuellste Version von Java installieren.


    button-pano-megalo      button-messaria      button-kastro-mikro     button-kastro-agriosykia      


 

Panorama für Smartphone oder Tablet

Megalo  Kastro Megalo Chorio

Messaria  
 
Kastro Messaria

Mikro  Kastro Mikro Chorio

Agriosykia  Kastro Agriosykia

 


Geschichte von Tilos bis zur Eroberung durch die Türken im Jahre 1522

Die ältesten Daten liegen, wie bei den meisten kleinen Inseln, im Dunkel der Geschichte. Viele Dodekanes-Inseln - darunter sicher auch Tilos - waren bereits in der Jungsteinzeit (Neolithikum, 5.000-2.000 v. Chr.) besiedelt. Erstmals taucht der Name der Insel Tilos bei der Besiedelung durch die Dorier um 1.000 v.Chr. auf. Der römische Geschichtsschreiber Herodot (um 484-425 v. Chr.) erzählt, dass sich die Tiloten mit den rhodischen Lindern im 7. Jahrhundert v. Chr. an der Kolonisierung von Gela (Sizilien) beteiligten. Um 479 v. Chr. wurde Tilos Mitglied des Attischen Seebundes und verbündete sich, nach dem Niedergang der Athener Vormachtsstellung, mit den Spartanern.

In der Seeschlacht bei Knidos, 394 v. Chr., erlangte Tilos die Unabhängigkeit, die sie bis um Ende des 4. oder der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. behielt. Es kam wirtschaftlich gut voran und prägte sogar eigene Münzen. Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. verbündete sich Tilos mit Kos.

Ein halbes Jahrhundert später schloss es sich Rhodos und den in Ägypten regierenden Ptolemäern an. Antike Funde beweisen, dass Tilos nicht nur politisch sondern auch kulturell von Rhodos abhängig war und von ihm beeinflusst wurde. Die Geschichte der Insel versank mit der Eroberung durch die Römer im Jahre 42 v. Chr. für lange Zeit wieder ins Dunkel. Lediglich die vielen Fundstücke aus römischer und frühchristlicher Zeit deuten auf eine Blütezeit während der Spätantike hin, die spätestens bei einem schweren Erdbeben 550 n. Chr. ein Ende fand. 

In den Jahren 1082 bis 1097 begann unter Vorherrschaft der Venezianer eine Zeit des Befestigungsbaus auf Rhodos und den umliegenden Inseln. Damals sind auf Tilos insgesamt sieben Kastra entstanden. Die hohe Zahl von Burgen gerade auf Tilos lässt sich durch die strategische günstige Lage der Insel erklären. Außerdem boten sich die einzelnen Berge in idealer Weise an, um vom exponierten Blickwinkel aus das Meer in alle Richtungen nach Feinden abzusuchen. Jedes Kastro stand in Blickkontakt mit zumindest einem anderen, der Kontakt wurde mit Hilfe blinkender Spiegel hergestellt, eine Art früher Morsezeichen. 
Kastro Agriosykia

Im Jahre 1204, als nach dem Fall von Konstantinopel im 4. Kreuzzug die Genuesen sich die Vorherrschaft im östlichen Mittelmeer mit den Venezianern aufteilten, wurde mit Hilfe der Befestigungsanlagen die Piraten vertrieben um von nun an den Handel gemeinsam zu kontrollieren. 1306 wurde die Insel Rhodos von den Genuesen an den Johanniter-Orden verkauft, wozu u.a. auch die Insel Tilos gehörte. Nach Kämpfen mit der Bevölkerung auf Rhodos wurden die verkauften Inseln in den Jahren 1309 und 1310 von den Johannitern in Besitz genommen.

 Die Befestigungsanlagen auf Tilos wurden von den Rittern wiederaufgebaut und besetzt. Als der Florentiner Cristoforo Buondelmonti Anfang des 15. Jahrhunderts auf einigen Inseln der Ägäis weilte, verfasste er die Beschreibung „Liber insularum archipelagi“ a.D. 1420, bei der er auch die Johanniter-Burg Agios Stefanos (Megalo Chorio) von Tilos erwähnt. In der Hartmann Schedel´schen Weltchronik von 1493 wurde diese Beschreibung der griechischen Inseln aufgenommen.

Die Restaurierung der Befestigungsanlagen auf Tilos wurde auch notwendig, da die Johanniter nach Überfällen durch Piraten aus Alexandria (1433?), Angriffen hauptsächlich von türkischer Seite (ab 1457) ausgesetzt waren. Überhaupt war die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts die Phase mit den meisten kriegerischen Angriffen auf die Insel. Tilos wurde verwüstet, Bäume wurden gefällt und Vieh geraubt, Bewohner getötet. Jedoch gelang es auch nach tagelangen Angriffen weder Piraten/Korsaren noch Türken eine der Burgen einzunehmen. Zum Schutz der Bewohner und weil die Johanniter-Festungen auf Rhodos verteidigt werden mussten, wurden ganze Bevölkerungen der Dodekanesinseln zeitweise nach Rhodos evakuiert. Wie die Geschichte gezeigt hat, waren letztendlich alle Verteidigungsmaßnahmen erfolglos; am 26.6.1522 begann die zweite Belagerung von Rhodos und am 1.1.1523 verließen die Johanniter die Insel. 

Megalo

Kastro Megalo Chorio

Die Hauptburg oberhalb von Megalo Chorio auf dem Hügel Agios Stefanos, auf dem auch die Reste der antiken Stadtmauer und des antiken Friedhofes zu finden sind. Vermutlich standen hier auch ein Tempel des Zeus und der Athene, von denen noch Spuren erhalten sind, sowie ein antikes Tor, Marmortreppen und Mauerteile, aber die meisten Fundstücke kamen ins Museum nach Rhodos (Schmuckstücke und Grabbeigaben) ein bronzenes Wassergefäß (Hydria) aus einem der Gräber, steht heute im British Museum in London. Nahe unterhalb des Burghügels befand sich seit der Antike das Dorf, um sich bei den zahlreichen Piraten- oder Türkenüberfällen schnell in Sicherheit zu bringen. Das war im Übrigen auch ein Grund, die Dörfer nur an vom Meer her nicht einsehbaren Stellen der Inseln zu errichten. Es wäre zudem niemand auf die Idee gekommen, die Häuser auffällig weiß zu tünchen! 
                                   megalo bei nacht 

  

Paläokastro

Paläokastro 

Das Paläokastro, wie der Name schon sagt, ist das älteste Kastro von Tilos. Es liegt im Profitis Elias-Massiv zwischen Megalo Chorio und Eristos. Der Hügel trägt den Namen des Kastros und ist bis zu 500 Meter hoch. Wegen der exponierten Lage ist dieses Kastro das bis heute am wenigsten besuchte und erforschte. Seine Gesamtfläche erstreckt sich mindestens auf die Größe eines Fußballfeldes. Die Bewohner waren gezwungen, sich dort oben dauerhaft niederzulassen, wie z. B die Überreste einer sehr großen Zisterne und zahlreiche Keramikscherben von Vorratsbehältern zeigen.

Eine genaue Datierung und Beschreibung dieses Kastros durch Fachleute wäre sehr interessant und wünschenswert.

 

paläo-klein   paläo-klein-2 

 

 

Mikro

Kastro Mikro Chorio

Auf einem 175 Meter hohen gezackten Felskopf erhebt sich inmitten des Ortes ein kleines Kastro, dass man von der Straße aus fälschlich auch als Wachtturm ansehen könnte. Die Burg von Mikro Chorio war klein; vielleicht reichte das zur Johanniterzeit zum Schutz der nicht sehr zahlreichen Bewohner aus. Sorgfältig wurden die Mauern mit Ziegelauszwickungen errichtet, sie lassen sich in diese Zeit datieren. Die Brüstung mit den typischen, mehrfach gekerbten Zinnen war noch Anfang des 20. Jahrhunderts teilweise vorhanden. Mauerreste in der Nähe des Turmes könnten die Reste einer Ringmauer darstellen.

Kastro Mikro Chorio 

 

Lambrou

Kastro Tou Lambrou

Dieses Kastro steht auf einer in einem südlichen Sporn auslaufenden Gratspitze nordnordwestlich der Bucht von Stavros. Der höchste Gipfelpunkt des Berges beträgt 395 Meter. Daher hat man von hier aus bei entsprechenden Sichtverhältnissen einen phantastischen Blick zur Bucht von Livadia, zum Paleokastro und zum Kastro Faneromeni Roukkouni, nach Chalki und Rhodos und zum Kanal von Karpathos. Diese Sicht konnte auch zur Verbindung mit vielen anderen Berggipfeln genutzt werden, auf denen unbefestigte Aussichtspunkte bestanden.

Die Burg hat einen unregelmäßigen Grundriss, der, wie so häufig, ihrem Standort auf der Spornkuppe angepasst wurde. Die  Ringmauer und das auf der Nordostseite gelegene Mauertor, mit seitlicher Feuerwaffenscharte, sind gut erhalten. Im Innern befinden sich Reste von Gebäuden. Ob das Kastro bereits zu byzantinischer Zeit oder erst durch die Johanniter erbaut wurde, ist noch nicht erforscht. Die strategische Lage der Burg wurde auch im 2. Weltkrieg militärisch genutzt.

Kastro Tou Lambrou - 1  Der Wächter von Tou Lambrou 

Agriosykia

Kastro Agriosykia

Das Kastro Agriosykia ("zum wilden Feigenbaum") liegt auf einem steilen Kalkfelsen oberhalb von Livadia. Die Mauern haben die gleiche Farbe wie der Berg, darum fällt die Burgruine - wie auch alle übrigen auf Tilos - den Touristen kaum auf. Das Kastro ist vermutlich im 15. Jahrhundert entstanden, und diente wohl den umliegenden Ansiedlungen als Fluchtburg. Am steilen Hang der Südseite sind einige Fundamente kleinerer Steinhäuser zu erkennen, die wohl als Zufluchtsorte dienten. Die Burg selbst war zur Aufnahme größerer Menschengruppen zu klein.

Die sehr grobe, unregelmäßige Mauer scheint keinen Eingang zu besitzen; er befindet sich auf der am steilsten abfallenden Seite des Berges. Der Zutritt gestaltet sich also als Kletterpartie nur für Geübte. Im Innern des Kastros steigt der Besucher über Berge von umgestürztem Mauerwerk, teilweise mit Hohlräumen (Gebäudereste) und sieht dem Eingang gegenüber die spärlichen Reste eines Gebäudes, das entwederl eine Kapelle oder Zisterne gewesen sein könnte. Der wilde Feigenbaum ist noch als rund 30 cm hoher Holzstumpf zu erkennen. Als Belohnung hat man von dort einen schönen Blick auf Livadia. 

 plan Kastro Agriosykia 

Messaria

Kastro Messaria

Das Kastro Messaria liegt oberhalb der Elefantenhöhle Charkadio. Die Reste der Ringmauer links oberhalb der Straße von Livadia nach Megalo Chorio sind gut zu erkennen. Es soll in der Zeit zwischen 1366 und dem späten 15. Jh. entstanden sein. Besiedelt wurde diese Gegend aber schon in byzantinischer Zeit, wie zahlreiche Keramikfunde in der Elefantenhöhle ergaben. Eine Siedlung aus dieser Zeit existiert auch oberhalb des neuen Museums neben dem Eingang zum Theater. Für die Bewohner diente wohl das Kastro als Fluchtburg. Ein relativ einfacher Aufstieg zu diesem Dorf mit dem Namen 'Spitakia' = 'Häuschen' ist wegen der schönen Aussicht lohnenswert. Im Innern des Kastros befinden sich ebenfalls Gebäudereste einer Schutzsiedlung und die Ruine einer Kapelle. Der Eingang zur Burg liegt am nördlichen Ende der Westseite.

Kastro Messaria 

Roukkouni

Kastro Faneromeni Roukkouni

Kastro-Ruine und Kapelle Faneromeni Roukkouni zwischen Kastro Agriosykia und Winterhafen Ag. Stefanos, in der Nähe von  Kapelle Agios Pavlos. Der Hügel selbst heißt Mastichiés und die stark verfallene Burg auf dem Sporn des Hügels ist so unauffällig, dass wenige Einheimische sie kennen. Die Zerstörung der Burg, wie so viele andere auch, wurde sicher durch Steinraub verursacht. In der Nähe befinden sich eine alte Streusiedlung und Feldterrassen, zu deren Bau bzw. Begrenzung auch die Steine aus den Burgmauern willkommen waren. Teile der Burg wurden später auch überbaut. Der Name Faneroméni (Offenbarung) ist wahrscheinlich der verfallenen Kirche etwas unterhalb zuzuordnen. Eine Annäherung an die Burg z.B. durch Angreifer, wurde durch das steile, steinige und felsige Vorfeld - genau wie bei der gegenüberliegenden Burg Agriosykia - sehr erschwert.

Kastro Faneromeni Roukkouni 

Kastellos

Mykenisches Kastro - Kastellos

Oberhalb von Livadia, auf einem etwa 270 m hohen Felssporn, liegen die Reste eines sehr alten Kastros. Der Name ist eigentlich nicht korrekt, da es sich nicht um ein Kastro aus der Johanniter Zeit handelt, sondern um eine viel ältere Burganlage. Der Hügel wurde bereits archäologisch untersucht. Es wurde Keramik der prähistorischen, klassischen und hellenistischen Epoche gefunden. Die Überreste der Burg bestehen aus mykenischen, dorischen und hellenistischen Anteilen. (1500–31 v. Chr.). Der noch gut erkennbare Rundturm ist wohl hellenistischen Ursprungs (331 - 31 v. Chr.) Diese antike Befestigungsanlage ist bis auf ein paar Fundamentreste im Laufe der Jahrtausende fast vollständig  abgetragen worden. Die sehr präzise Verfugung der Fundamentblöcke lassen aber auf ein aufwendiges Bauwerk schließen. Auch der Laie erkennt die andere Bauweise gegenüber den übrigen Burganlagen auf Tilos. Möglich und auch naheliegend wegen der exponierten Lage ist ein Ausbau und die Nutzung dieser Burg  durch die Johanniter. Wie viele andere Kastros wurde auch dieses im 2. Weltkrieg noch zu Verteidigungszwecken benutzt.

 kastellos-1 kastellos-2


Kastros der Johanniter bei Google Maps  

google map



Fotogalerie


Eine umfangreiche Fotogalerie über die Kastros von Tilos (plus Umgebung) finden sie hier.

                                                               start-fotogalerie 

button-max Tipp: Nach dem Vergrössern auf "Vollbildmodus" können sie oben links mit "Info anzeigen" zusätzliche Informationen bekommen.

 

 


 

 

buch-1Michael Losse hat hier zum ersten Mal in deutscher Sprache eine präzise Beschreibung der Burgen und Befestigungen des Johanniter-Ordens auf den Dodekanes-Inseln Tilos, Chalki und Alimia herausgegeben. (Teil 1) Seiten 89 bis 129. Die Burgenbeschreibungen sind Teil des Buches "Burgenforschung aus Sachsen 17/2"

Heinz Müller, Burgenforschung aus Sachsen 17/2 (2004) Verlag: Beier & Beran. Archäologische Fachliteratur, Langenweißbach, ISBN 3-937515-10-3

 

 

 

 buch-2

Dies ist Teil 2 der Ausführungen von Michael Losse über die Burgen und Befestigungen der Johanniter auf dem Dodekanes. Hier werden weitere Burgen beschrieben, die in Teil 1 noch nicht so ausführlich behandelt werden konnten. Seiten 135 bis 157.  Die Burgenbeschreibungen sind Teil des Buches "Burgenforschung aus Sachsen 18/2"

Heinz Müller, Burgenforschung aus Sachsen 18/2 (2005) Verlag: Beier & Beran. Archäologische Fachliteratur, Langenweißbach, ISBN 3-937515-36-7 

 

 

 

buch-3

Die Kreuzritter von Rhodos: Bevor die Johanniter zu Maltesern wurden. Autor ist Michael Losse.  Das Buch ist seit einiger Zeit erhältlich, und behandelt auch die Burgen und Befestungungen auf den anderen Dodekanes-Inseln.

Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart; Auflage: 1 ISBN-10: 3799500952 ISBN-13: 978-3799500951

 

 

 

 

Rhodos unter Osmanischer Herrschaft von Andreas Burtscher, Patrizia Krismar, Veronika Pöll  Sehr anschauliche Beschreibung über die Johanniter auf Rhodos und die Herrschaft der Osmanen. 25 Seiten als pdf Datei.

 

 


 oben

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 06. Juli 2014 um 08:53 Uhr